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Giersch (Aegopodium podagraria)

Familie der Doldenblütler (Apiaceae)

mehrjährig

Weitere Namen

Dreiblatt, Geißfuß, Podagrakraut, Zipperleinskraut

Verwendete Pflanzenteile

Blätter und Blüten, Samen

Beschreibung der Pflanze

Mehrjährige, sehr robuste krautige Pflanze, die sich auch über Wurzelausläufer stark verbreitet. Langgestielte Blätter (bis 20 cm), einfach oder doppelt dreiteilig; einzelne Blattteile lanzettlich zugespitzt und am Rand gezahnt. Stängel im Querschnitt 3-eckig und am Grund so erweitert, dass er den Blütenstängel erfasst. Blüte weiß, flache Dolde mit 12-18 Strahlen. Hüllblättchen fehlen an den Dolden = typisches Merkmal!

Verwechslung mit anderen Pflanzen

  • Mit jungen Setzlingen des schwarzen Holunders
  • Mit jungen Blättern des Wald-Engelwurz

Standort

Wächst häufig bei feucht stehenden Gebüschen, oft in Auwäldern und an den Rändern von Bächen und Flüssen. Gerne in Gesellschaft mit Gundermann, Brennnessel und Nelkenwurz. Auch in meinem Garten!

Wie erkenne ich Giersch?

Zur Erkennung gibt es einen ganz guten Merkspruch, eine sogenannte Eselsbrücke:

  • "Drei, drei, drei - bist beim Giersch dabei!"
  • 3-kantiger Stängel, 3-geteiltes Blatt, 3-geteilte Seitenfiedern und Geißfuß am Stängelende, Duft nach Möhre, Petersilie oder Sellerie beim Zerreiben der Blätter und Stängel. Beachte aber: Der Blütenstiel ist im Gegensatz zu dem Blattstängel rund.
  • An den weißen unterirdischen Ausläufern, mit denen sich der Giersch sehr stark ausbreitet.

Blütezeit

Juni bis August

Sammelzeit

März bis September

Inhaltsstoffe

Vitamin C, Mineralstoffe, ätherisches Öl

Der Giersch enthält mehr als 15-mal soviel Vitamin C wie der Kopfsalat!

Das Wesen der Pflanze

Durchbruch, Durchsetzungskraft, Standhaftigkeit

Geschichte / Mythos

  • Früher wurde der Giersch als Delikatesse angesehen, man setzte ihn u. a. oft in Suppen ein.
  • Übersetzt man aus dem Griechischen „aigos“, so erhält man das Wort „Ziege“. „Podion“ steht für „Füßchen“. Dieser Teil des Ausdrucks gibt einen Hinweis auf die Anwendung. In der Heilkunde nennt man die rot angeschwollene und schrecklich schmerzende Zehe bei einem Gichtanfall: Podagra.
  • Der Volksname Zipperleinskraut kommt wohl daher, weil der Giersch früher für so manche „Zipperlein“ verwendet wurde.
  • Das Podagrakraut, der Giersch, wurde im Mittelalter in Klostergärten studiert und angebaut. Es ist dem heiligen Gerhard gewidmet und erhielt in Großbritannien den Ausdruck „Herb Gerard“.
  • Der Giersch war im alten Rom Nahrung für die Soldaten und im Mittelalter eine wichtige Gemüsepflanze für das Volk.
  • Schon Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Pflanze von Nicolas Culpeper in einem Kräuterbuch berücksichtigt. Er war der Ansicht, dass die Schmerzen der Gicht schon dadurch gemindert würden, wenn man den Giersch bei sich trug. Eine andere Wirkung, die der Pflanze zugesprochen wurde, war die Linderung von Hüftschmerzen. Dies betonte Tabernaemontanus, der sich bereits Ende des 16. Jahrhunderts intensiv mit dem Einfluss des Podagrakrauts befasst hatte.
  • Im 19. Jahrhundert haben Heilpflanzenkundige bei Gicht, Arthrose oder Ischias dazu geraten Giersch-Tee zu trinken. Dieser sollte mit Wein gemischt werden, um den abstoßenden Geschmack zu vertreiben.
  • Ein für alle Mal wurde Giersch durch den Kräuterpfarrer Künzle wieder in unsere Zeit gebracht. Künzle riet dazu, die Pflanze auch als Mittel gegen Zahnschmerz, Krampfadern, Husten und Verstopfungen zu nehmen.

Warum ist die Pflanze gesund? Was sagt die Volksheilkunde?

Die Hauptanwendungsgebiete des Giersch sollen Rheuma und Gicht sein, weswegen die Pflanze als auch „Gichtkraut“ bekannt ist. Er soll seine Wirkung zum Beispiel durch Umschläge, Saft und Tee entfalten. Darüber hinaus soll Giersch eine entwässernde, verdauungsfördernde und entzündungshemmende Wirkung haben. Aus diesem Grund soll Giersch auch bei Hämorrhoiden, Blasenentzündungen, Verdauungsstörungen helfen und zur Entschlackung während einer Kur genutzt werden.

Durch den hohen Vitamingehalt soll Giersch außerdem bei Erkältungen ein sinnvoller Unterstützer sein.

Eigenschaften

Entgiftend, blutreinigend, harnsäuretreibend

Rezepte aus der Küche

Besonders die jungen, gerade entfalteten, noch hellgrünen Triebe sind am leckersten für frische Salate. Sie schmecken nach einer Mischung aus Spinat, Möhre und Petersilie mit einem Hauch von Sellerie. Bei regelmäßiger Ernte treiben diese zarten Blätter unerschöpflich das ganze Jahr über immer wieder nach.

Ältere Blätter sind etwas intensiver im Geschmack und auch etwas zäher. Sie eignen sich zum Kochen wie Spinat und als Zugabe zu vielen Speisen wie Kräuterbutter, Pesto, Suppen, Soßen, Kartoffelgerichten, Bratlingen, Gemüsebroten und Auflauf.

Getrocknet und zu Pulver verrieben sind die Blätter ebenso wie die etwas schärferen Samen übrigens auch ein gutes Gewürz für Suppen und Saucen und können wie Petersilie verwendet werden. Die Giersch-Samen werden ca. 3mm lang und ähneln den Früchten von Dill oder Fenchel.

Mein Lieblingsrezept mit Giersch!

Giersch-Pesto

  • 60 g Giersch (das sind ca. 2-3 Handvoll)
  • 40 g fettfrei angeröstete, gehackte Mandeln oder Sonnenblumenkerne
  • 75 g geriebener Parmesan
  • 150 ml Raps- oder Olivenöl
  • Salz und Pfeffer

Die Giersch-Blätter fein hacken, dann im Mörser mit Mandeln und Parmesan zerreiben. Anschließend mit so viel Öl verrühren bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist und mit Salz und Pfeffer nach Geschmack würzen. Wer es kräftiger mag erhöht die Parmesan-Menge.

In Ermangelung eines Mörsers kann man das Pesto auch mit dem Pürierstab zubereiten, dann aber nur kurz pürieren, sonst wird das Pesto zu weich.

Vollständig mit Öl überdeckt hält es sich im Schraubglas einige Wochen im Kühlschrank!